E. am 4. Juny 1830.
Ich sende Inen,
mein vererter Herr und nachbar! die
Angela📖
mit einem langen oder kurzen E. zurük und um nicht in den verdacht zu kommen, als ob Ich Sie
um einen verdienten rum bringen wollte; so enthalte ich mich aller bemerkungen über die einzelheiten der
composition, und erlaube mir blos die, jedoch ganz unvorgreifliche, meinungsäusserung, daß es mir in
dieser gestalt noch kein so eigentliches gedicht zu sein scheint und einer völligen
Umarbeitung bedarf; welche Sie sich bei einem so schönen und wirklich
poetischen Stoffe, nicht werden reuen lassen. auch das dem
H. Follen
gegebene versprechen macht es Inen
gewissermaßen zum cathegorischen imperativ. Der
codex traditionum augiae albae hält mich ser vest und freut mich alle
tage mer; ich habe bereits 130 seiten abgeschrieben aber ich habe
noch 60 weitere bis zur hälfte; dann mache ich eine pause;
daneben arbeiten tapezirer, sattler, maurer und Schlosser auf wenige schritte von mir,
und machen
mir mit allerlei tönen und geräuschen die geduld kurz und die zeit lang. was wollen Sie?
man muss
leben und leben lassen!
H. v.
Meusebach
hat mir durch einen H.
David
gessner
V.D.M. der von
Berlin
nach dem
nobile
Turegum
heimgekert ist, zwei literar. Seltenheiten gesendet; aber
nicht dazu geschrieben. Das eine ist der unvollendete III.
band der
Müllerschen
Sammlung📖, welcher nahe an 25000 verse von
Conrads v.
Würzburg
trojanischem
Krieg und
sonst noch einige gute Sachen enthält. Das andere ist
Kochs
compendium der teutschen literatur. 2bde. in 8°📖 welches Sie gewiss nicht one
vergnügen lesen werden; ausserdem aber giebts nichts neues in Theotiscis.
Wolffs
Volkslieder📖 habe ich schon zu
H.
Kunkler
bibliopega in
Amriswil
gesendet
um zu sehen
wie der man arbeitet? Follen hat mir auch die Zeichnung v. altenklingen geschikt, die
aufnahme geschah von der seite der müle, und nimmt sich ganz gut aus. diese woche komme ich noch nicht
an den
Walter von
klingen
, aber montags wollen wir den erenmann aufs brett nehmen. Sie haben einen
ser schönen tag zu Irer reise über den den
Tannenberg
gehabt, und ich bedaure den genuss dieser aussicht nicht mit Inen haben teilen zu können. aber meine
handwerksleute werden diese woche noch nicht fertig. Hr.
Huber
macht viele und große pausen, das fördert nicht. Gestern kam er gar nicht und heute erst abends 4 ur.
ich war gestern
ein wenig an der sonne, und sie machte mir ser heiss. ich dachte dabei an die gallischen
männer, welche
jezt auf dem afrikanischen Sande lagern werden und gewiss nicht in die holen
hände hauchen. Da am Sonntage nicht gearbeitet wird;
so könnte es
wol sein, daß wir uns auf mittag in
Hauptwil
antreffen würden. Meine stutte leidet noch immer an einem fuße; es ist ein elend wenn man pferde
hat; ich warte mit sensucht auf den augenblik, wo die Dampfwagen allgemein eingefürt werden, um mir auch einen anzu schaffen. Hoffentlich bekommen wir auch noch maschinen, welche wenn sie einmal aufgezogen sind, Codices abschreiben; dann will ich mir erst recht wol
sein lassen und nichts als briefe schreiben. Leben Sie wol, mit groß und kleinen, die ich alle herzlich grüsse,
und vergessen Sie ja nicht mir die
appenzeller
Zeitung📖 mitzubringen; worin H.
Freimut
so strenge gezwaget worden sein soll. Bei H.
Oberamtmanns
viele empfelungen von dem hofpoeten
Laßberg.