Original Text
erhalten am 20 März
abendes. beantwortet und die bücher gesendet am 21. Basel 16/3/34. Hochgeehrter Herr
Baron, hoffentlich treffen diese Zeilen Sie in der besten Gesundheit und mir so
geneigt, daß ich Ihnen mit meinem Brief und meiner Bitte nicht gar zu beschwerlich
falle. ich bin
im Begriff, ein
altdeutsches
Lesebus für den academischen und höhren Schuluntericht📖 drucken zu laßen,
in der hiesigen Schweighäuserischen (Wielandischen) Buchhandlung. Mit dem April sollen
die Pressen sich schon rühren. Leider fehlen mir aber für die mittelhochd. Litteratur
einige Bücher, die ich mit Schmerzen vermisse, ungern nicht benutzen würde. Es ist der
dritte Band der Müllerischen Sammlung📖 (des
Trojener
Krieges wegen),
Wernherrs
Maria von
Oeter📖,
und Ihr
Liederaal📖. Aus welchen Schätzen und von wessen Güte kann ich da Unterstützung
erwarten, wenn sie nicht, hochverehrter Herr Baron, meiner Sich annehmen? Wollen Sie also
die Gewogenheit haben, mir auf ganz kurze Zeit, nur damit ich schnell Abschrift nehmen
kann, jene Bücher lieder anzuvertrauen? Wofern sie nicht gar (ich wage die Bitte, da
Sie nicht ganz und gar eigennützig ist) die hiesige untheilbare Bibliothek mit einem
bleibenden Exemplar des
Liedersaales📖 schmücken wollen.
Hr. Prof.
Gerlach
hat mich ermuntert, diess Gesuch an Sie zu stellen. Darf ich
Verzeihung und gütigst baldige Gewährung hoffen? Sie würden damit meine Verbind
lichkeit wo möglich noch vermehren, und gebe mir sicherlich alle Mühe, Ihnen
das Buch zu Danke zu machen: es sollen viele und hübsche Sachen drin stehn, auch manches
bisher ungedruckte. Der
Fuchs
Reinhart📖 hat doch den weg gefunden? Mit dem Buche ist der litterarischen
Forschung eine neue Bahn gebrochen, und gleich bis zum Ziel. Noch einmahl
empfehle ich mich und meine Bitte Ihrem geneigten Wohlwollen und bin in voller
Hochachtung und Ergebenheit. Wilh. Wackernagel Dr. S. Johan 40. Befindet sich in
Epponis villa
, vielleicht auch eine
Moerin📖,
eine mitteilbare?
Normalisierter Text
Erhalten am 20. März abends. Beantwortet und die Bücher gesendet am 21. Basel,
16. März 1834. Hochgeehrter Herr Baron, hoffentlich treffen diese Zeilen Sie in
der besten Gesundheit und mir so geneigt, dass ich Ihnen mit meinem Brief und
meiner Bitte nicht gar zu beschwerlich falle. Ich bin im Begriff, ein
altdeutsches Lesebuch für den akademischen und höheren Schulunterricht drucken
zu lassen, in der hiesigen Schweighäuserischen (Wielandischen) Buchhandlung. Mit
dem April sollen die Pressen sich schon rühren. Leider fehlen mir aber für die
mittelhochdeutsche Literatur einige Bücher, die ich mit Schmerzen vermisse,
ungern nicht benutzen würde. Es ist der dritte Band der Müllerschen Sammlung
(des Trojanerkrieges wegen), Wernhers Maria von Oeter, und Ihr Liedersaal. Aus
welchen Schätzen und von wessen Güte kann ich da Unterstützung erwarten, wenn
Sie nicht, hochverehrter Herr Baron, meiner Sache annehmen? Wollen Sie also die
Gewogenheit haben, mir auf ganz kurze Zeit, nur damit ich schnell Abschrift
nehmen kann, jene Bücher lieder anzuvertrauen? Wofern Sie nicht gar (ich wage
die Bitte, da sie nicht ganz und gar eigennützig ist) die hiesige unteilbare
Bibliothek mit einem bleibenden Exemplar des Liedersaals schmücken wollen. Herr
Prof. Gerlach hat mich ermuntert, dieses Gesuch an Sie zu stellen. Darf ich
Verzeihung und gütigst baldige Gewährung hoffen? Sie würden damit meine
Verbindlichkeit wo möglich noch vermehren, und ich gebe mir sicherlich alle
Mühe, Ihnen das Buch zu danken: Es sollen viele und hübsche Sachen drin stehen,
auch manches bisher ungedruckte. Der Fuchs Reinhart hat doch den Weg gefunden?
Mit dem Buche ist der literarischen Forschung eine neue Bahn gebrochen, und
gleich bis zum Ziel. Noch einmal empfehle ich mich und meine Bitte Ihrem
geneigten Wohlwollen und bin in voller Hochachtung und Ergebenheit. Wilh.
Wackernagel Dr. S. Johann 40. Befindet sich in Epponis Villa, vielleicht auch
eine Morgaine, eine mitteilbare?
Translation
Received on March 20 in the evening. Answered and the books sent on the 21st.
Basel 03/16/34. Highly esteemed Baron, I hope these lines find you in the best
of health and so disposed towards me that I do not overly burden you with my
letter and my request. I am about to have an old German reader for academic and
higher school instruction printed at the local Schweighäuser (Wieland)
bookstore. The presses are scheduled to start in April. However, I am sadly
lacking a few books on Middle High German literature, which I sorely miss and
would reluctantly forgo using. I am in need of the third volume of the Müller
collection (because of the Trojan War), Wernherr's Maria von Oeter, and your
Liederaal. From whose generosity and resources could I expect support if not
from you, highly esteemed Baron, to whom I appeal? Would you be so kind as to
lend me those books, even briefly, so I may quickly take excerpts? Unless – I
venture to make this request as it is not entirely self-serving – you would wish
to adorn the indivisible library here with a permanent copy of the Liederaal.
Prof. Gerlach encouraged me to present this request to you. May I hope for your
kind pardon and prompt granting of my request? You would thereby possibly
increase my obligation, and I certainly endeavor to make the book worthy of your
favor: many beautiful and charming pieces will be included, as well as some that
have not been printed before. Did the "Reynard the Fox" find its way to you?
With this book, a new path has been opened to literary research, and straight to
the goal. Once again, I entrust myself and my request to your kind benevolence
and remain in full respect and devotion. Wilh. Wackernagel Dr. S. Johan 40.
Might there possibly be in Epponis villa a Moerin, one that can be shared?