Brief von Wilhelm Wackernagel an Joseph von Laßberg (02.04.1834).

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Metadata

Signatur: Basel, Staatsarchiv des Kantons Basel-Stadt,

Registernummer (Laßberg):

Registernummer (Harris): 2492

Gedruck in:

Original Text

erhalten am 6 April. Basel 2/4/24 Hochverehrter Herr Baron, vorgestern, am zweiten Ostertage, habe ich zu meiner grossen Freude Ihren werthen Brief sammt Beilagen erhalten: schon vorgestern, aber erst heute komme ich dazu Ihnen, wie Sie befohlen, den richtigen Empfang anzu zeigen: ich hatte diese Tage Besuch hier, der mich daran hinderte, Froelich aus ArauWIKIDATA Icon. Ihre grosse und schnelle Gefälligkeit verpflichtet mich zum innigsten Dank: noch mehr die Güte mit der Sie das Unternehmen billigen und mir sogar dazu und weitere Unterstützung verheissen. ich weiss nicht ob Sie aus dem was man schreibt errathen können was man gerne noch geschrieben hätte; aber es scheint so: denn in der Tat hätte ich die gern um Mittheilungen aus Ihren anecdotis ersucht, konnte mir aber nicht das Herz dazu faßen. Um so freudiger über raschen mich nun Ihre zuvorkommenden Anerbietungen. Was sagt doch HartmannGND Icon von der Milde u. Güte der Schwaben? Es ist viel gewagt daß ich es annehme, aber ich nehme es an, u. mit Begierde sehe ich nun einigen Strophen aus Ulrich v. LichtensteinGND Icon einigen Liedern aus der Sammlung der Häßlerin, u. was Sie mir sonst noch wollen zukommen lassen lassen, entgegen. Schade dass vielleicht grade das Schoenste aus dem Frauen dienst weniger in ein auch für Schulen bestimmtes Buch passt. Wie erfreut mich Ihre grosse Güte! Ein schoener Erwerb, auch zum Besten der Sammlung, ist mir kürzlich zu ZürichWIKIDATA Icon in der Füsslinschen Auction geglückt, nämlich eine bisher un bekannte Ausgabe vom Pfarrherren von Kalenberg, FrankfWIKIDATA Icon. a/M. 1550. 8°. Eine ältere ist noch nicht nachgewiesen; man erfährt aus ihr auch den Namen des Vf., der in den andern Edit: fehlt, Philipo FranckfurdterGND Icon. Freylich habe ich auch diess Büchlein u. Fischarts Nachtraben📖 (beide zusammen gebunden) mit f. 6 ß 16 zahlen müssen. Ihnen aber wünsche ich Glück zu dem ehrwürdigen Karolinger. Enthält er nicht auch deutsche Sachen? Ob ich nach BernWIKIDATA Icon gehen möchte? Sehr gern, falls ein Professor ungehudelt bleiben kann von dem politischen Treiben ich sässe da an der reichen Quelle einer schoenen Bibliothek und mein hiesiges Einkommen ist doch gar zu schmal. Wollen Sie mich also auch in dieser Beziehung Ihre freundliche Theilnahme erfahren lassen, so kann es mir nur will kommen seyn. Noch einmal meinen herzlichsten Dank für bereits erwiesene u. noch verheissene Güte. Ehestens werden Liedersaal📖 u: Müllersche Sammlung📖 und Mörin📖 zurückerfolgen, als dann denke ich auch ausführlicher über die Einrichtung des Lesebuchs📖 schreiben zu können. Erhalten Sie, hoch verehrter Herr Baron, ein freundliches Wohlwollen Ihrem ganz ergebenen Wilh. Wackernagel Dr.

Normalisierter Text

erhalten am 6. April. Basel, 2.4.24 Hochverehrter Herr Baron, vorgestern, am zweiten Ostertage, habe ich zu meiner großen Freude Ihren wertvollen Brief samt Beilagen erhalten: schon vorgestern, aber erst heute komme ich dazu, Ihnen, wie Sie befohlen, den richtigen Empfang anzuzeigen: ich hatte diese Tage Besuch hier, der mich daran hinderte, Frölich aus Aarau. Ihre große und schnelle Gefälligkeit verpflichtet mich zum innigsten Dank: noch mehr die Güte, mit der Sie das Unternehmen billigen und mir sogar dazu und weitere Unterstützung verheißen. Ich weiß nicht, ob Sie aus dem, was man schreibt, erraten können, was man gerne noch geschrieben hätte; aber es scheint so: denn in der Tat hätte ich die gern um Mitteilungen aus Ihren Anekdoten ersucht, konnte mir aber nicht das Herz dazu fassen. Umso freudiger überraschen mich nun Ihre zuvorkommenden Anerbietungen. Was sagt doch Hartmann von der Milde und Güte der Schwaben? Es ist viel gewagt, dass ich es annehme, aber ich nehme es an, und mit Begierde sehe ich nun einigen Strophen aus Ulrich v. Lichtenstein, einigen Liedern aus der Sammlung der Häßlerin, und was Sie mir sonst noch zukommen lassen wollen, entgegen. Schade, dass vielleicht gerade das Schönste aus dem Frauendienst weniger in ein auch für Schulen bestimmtes Buch passt. Wie erfreut mich Ihre große Güte! Ein schöner Erwerb, auch zum Besten der Sammlung, ist mir kürzlich zu Zürich in der Füsslinschen Auktion geglückt, nämlich eine bisher unbekannte Ausgabe vom Pfarrherren von Kalenberg, Frankfurt am Main 1550. 8°. Eine ältere ist noch nicht nachgewiesen; man erfährt aus ihr auch den Namen des Verfassers, der in den anderen Editionen fehlt, Philipo Frankfurter. Freilich habe ich auch dieses Büchlein und Fischarts Nachtraben (beide zusammen gebunden) mit f. 6 ß 16 zahlen müssen. Ihnen aber wünsche ich Glück zu dem ehrwürdigen Karolinger. Enthält er nicht auch deutsche Sachen? Ob ich nach Bern gehen möchte? Sehr gern, falls ein Professor ungehindert bleiben kann von dem politischen Treiben, ich säße da an der reichen Quelle einer schönen Bibliothek und mein hiesiges Einkommen ist doch gar zu schmal. Wollen Sie mich also auch in dieser Beziehung Ihre freundliche Teilnahme erfahren lassen, so kann es mir nur willkommen sein. Noch einmal meinen herzlichsten Dank für bereits erwiesene und noch verheißene Güte. Ehestens werden Liedersaal und Müllersche Sammlung und Mörin zurückerfolgen, alsdann denke ich auch ausführlicher über die Einrichtung des Lesebuchs schreiben zu können. Erhalten Sie, hochverehrter Herr Baron, ein freundliches Wohlwollen Ihrem ganz ergebenen Wilh. Wackernagel Dr.

Translation

Received on April 6. Basel, 2/4/24 Highly Esteemed Baron, The day before yesterday, on the second day of Easter, I received, to my great joy, your esteemed letter along with enclosures: already the day before yesterday, but only today do I get around to informing you of the correct receipt as you commanded: I had visitors here these days, which prevented me - Froelich from Arau. Your great and prompt kindness obligates me to the deepest thanks: even more so the goodness with which you approve the endeavor and even promise further support. I do not know if you can guess from what one writes what one would have gladly written further; but it seems so: because, in fact, I would have liked to ask you for information from your anecdotes, but I could not bring myself to do it. All the more joyfully surprising are now your courteous offers. What does Hartmann say about the mildness and goodness of the Swabians? It is a bold step for me to accept it, but I do accept it, and eagerly I now look forward to some verses from Ulrich von Lichtenstein [and] some songs from the collection of Häßlerin, and anything else you wish to provide. What a pity that perhaps the most beautiful part from the lady’s service is less suitable for a book also intended for schools. How your great kindness delights me! A beautiful acquisition, also for the benefit of the collection, recently succeeded for me at the Füsslinschen Auction in Zurich, namely a previously unknown edition of the parish priest of Kalenberg, Frankf. a/M. 1550. 8°. An older one has not yet been proven; one also learns the name of the author from it, which is missing in the other editions: Philipo Franckfurdter. Certainly, I had to pay 6 florins and 16 Kreuzers for this booklet and Fischart’s Nachtraben (both bound together). But I wish you luck with the venerable Carolingian. Does it not also contain German matters? Would I like to go to Bern? Very much, if a professor can remain unaffected by the political hustle and bustle; I would sit there at the abundant source of a beautiful library, and my income here is indeed quite meager. So, if you would let me experience your kind interest in this matter, it would certainly be welcome to me. Once again, my heartfelt thanks for the kindness already shown and still promised. The Liedersaal and Müller’s collection and Mörin will soon be returned, and then I hope to write more extensively about the arrangement of the reader. May you, highly esteemed Baron, maintain a friendly goodwill towards your most devoted, Wilh. Wackernagel Dr.