erhalten am 6
April. Basel
2/4/24 Hochverehrter Herr Baron, vorgestern, am zweiten Ostertage, habe ich zu meiner
grossen Freude Ihren werthen Brief sammt Beilagen erhalten: schon vorgestern,
aber erst heute komme ich dazu Ihnen, wie Sie befohlen, den richtigen Empfang anzu zeigen:
ich hatte diese Tage Besuch hier, der mich daran hinderte, Froelich aus
Arau
. Ihre grosse und schnelle Gefälligkeit verpflichtet mich zum innigsten Dank:
noch mehr die Güte mit der Sie das Unternehmen billigen und mir
sogar dazu und weitere Unterstützung verheissen. ich weiss nicht
ob Sie aus dem was man schreibt errathen können was man gerne noch
geschrieben hätte; aber es scheint so: denn in der Tat hätte ich die
gern um Mittheilungen aus Ihren anecdotis ersucht, konnte mir aber
nicht das Herz dazu faßen. Um so freudiger über raschen mich nun
Ihre zuvorkommenden Anerbietungen. Was sagt doch
Hartmann
von der Milde u. Güte der Schwaben? Es ist viel gewagt daß ich
es annehme, aber ich nehme es an, u. mit Begierde sehe ich nun einigen
Strophen aus
Ulrich v.
Lichtenstein
einigen Liedern aus der Sammlung der Häßlerin, u. was Sie mir sonst
noch wollen zukommen lassen lassen, entgegen.
Schade dass vielleicht grade das Schoenste aus dem Frauen dienst weniger in
ein auch für Schulen bestimmtes Buch passt. Wie erfreut mich
Ihre grosse Güte! Ein schoener Erwerb, auch zum Besten der Sammlung, ist mir
kürzlich zu
Zürich
in der Füsslinschen Auction geglückt, nämlich eine bisher un bekannte
Ausgabe vom
Pfarrherren
von Kalenberg,
Frankf
. a/M.
1550. 8°. Eine
ältere ist noch nicht nachgewiesen; man erfährt aus ihr auch den Namen des Vf., der
in den andern Edit: fehlt,
Philipo
Franckfurdter
. Freylich habe ich auch diess Büchlein u.
Fischarts
Nachtraben📖 (beide zusammen gebunden) mit f.
6 ß 16 zahlen müssen. Ihnen aber wünsche ich Glück zu dem ehrwürdigen
Karolinger. Enthält er nicht auch deutsche Sachen? Ob ich nach
Bern
gehen möchte? Sehr gern, falls ein Professor ungehudelt bleiben kann von
dem politischen Treiben ich sässe da an der reichen Quelle einer
schoenen Bibliothek und mein hiesiges Einkommen ist doch gar zu
schmal. Wollen Sie mich also auch in dieser Beziehung Ihre freundliche
Theilnahme erfahren lassen, so kann es mir nur will kommen seyn. Noch einmal
meinen herzlichsten Dank für bereits erwiesene u. noch verheissene
Güte. Ehestens werden
Liedersaal📖 u:
Müllersche
Sammlung📖 und
Mörin📖
zurückerfolgen, als dann denke ich auch ausführlicher über die Einrichtung des
Lesebuchs📖 schreiben zu können. Erhalten Sie, hoch verehrter Herr
Baron, ein freundliches Wohlwollen Ihrem ganz ergebenen Wilh.
Wackernagel Dr.