Eppishausen am 5
Juny 1834. Nemen Sie mit dem guten willen vorlieb lieber herre! ich habe warlich nicht
mer zu wege
bringen können. da liegt noch ein
gedicht aus
dem XII iarh.📖 nach einem
münchner codex auf den
erlichen biederen Schwaben, den heiligen
Ulrich
bischof von
Augsburg
, non invita Minerva gedichtet; aber ich käme wol iezt zu späte wenn ich
erst daraus abschreiben wollte, da ich fürchten muss mit der beilage zu
spät zu kommen. ach, warum haben Sie mir nicht anfangs winters von
Irem vorhaben gesagt! wie viel hätte ich abschreiben, wie viel bessere
auswale hätte ich treffen können. Die abbildung der
krone der
kaiserin
Anna
,
deren Sie in Irer lezten sendung als beiliegend erwänen, so wie
auch den beiliegen sollenden zettel, konnten meine augen, angewandter mühe ungeachtet,
nicht entdeken, i. e. es lag nichts dergleichen bei. schreiben Sie es also nicht
mir zu, wenn
die auslagen welche Sie die güte hatten desfalls für mich zu machen, zur stunde mir
unbekannt, noch nicht erstattet sind. Die goldne
altartafel kaiser
Heinr.
II
. ist doch wirklich in ser würdige hände gefallen und da wo das liecht
im stalle
ist, vermutlich auch bestens aufgehoben. Was für schöne sachen werden Sie uns in Irem
Alt Teutschen Lesebuch📖 sehen lassen! ich freue mich recht
ser darauf. Nun sollen Sie auch wissen, daß der
codex oder das Evangeliarium kaiser
Ludw. des
frommen
seit mereren wochen der
villa Epponis
angehört. den
theologischen wert dieser handschrift kann ich nicht hinlänglich beurteilen, aber für die
kunstgeschichte scheint er mir nicht unwichtig zu sein, das verstehet sich von
den beiden
bücherdekeln. der obere ist ganz mit edelsteinen überdekt, dagegen enthält der untere in
silber gegrabene zeichnungen, welche mir mit ienen, welche man auf schwedischen
und dänischen Runensteinen findet, nahe verwandt zu sein scheinen. Doch Sie kommen
wol einmal selbst in die waldklause um das alte buch zu sehen! Ich könnte Inen auch einen alten druk, den ich noch
gar nirgends angezeigt gefunden habe, zum ausziehen geben. der titel ist:
Amor: die Liebe📖. das ditz büchlyn werd bekant, amor die lieb ist es genant. Dez
Pfennigs art vnd vntrüw spyl, wird hye vngspart traktieret vyll, man spricht
gekauft lieb hab nit wert, wird doch menicher damit versert, dise lieb kauf das
ist min rot, vmb ain krützer git man ein lot. Dorynne lies vnd merk vf eben, vmb ain pfund
würdst dus nit geben. es sind nur 52 blätter iedes zu 62 versen, weniges
felet am ende. Soll ich es Inen schiken? Jezt muß ich mich auf die reise rüsten, um
Beneke
und
Grimms
bald sehen zu können; ich denke so bis zum 25! wird es heißen
Hans spann ein. Ach
wie traurig ist das was Sie mir von dem
unglüklichen
schüler
sagen, den der wansinn ergriffen hat. O tausend mal lieber Tod;
der tod dauert wenn er auch schmerzlich ist, nur einen augenblik; aber wansinn! ach gott! das ist
ein täglicher stündlicher tod. gott gebe im ruhe dem armen! Nun ist die
stunde der postaufgabe schon unvermerkt angekommen, ich muß also
schließen, ich grüße Sie mein vererter herr Professor! ich bin und bleibe
Ir ergebenster JosephvLaßberg.