Eppishausen am 16
Juny 1834. Hochzuvererender Herr Professor! Ich bin frohe, dass Sie die lezte sendung so nachsichtig
aufgenommen haben, und sende nun nachträglich: 1.
Sante Vlrichs
leben📖. 2.
Der spiegel
oder Marienklage📖 . 3.
Amor die
lieb📖 - leider fehlen 1-2 blätter. 4.
meister
Alabrands
/:
Friedrichs
II
rossarztes:/ von
Rossarznei📖, wegen dem hinten angehängten
hymnus auf
Maria📖, welcher wol von
Frauenlob
sein möchte, aus welcher zeit nahezu auch die schrift sein möchte, aber
leider unganz. 5. ain
gaistlich
artzney, und 6.
Gaistlicher
vasnacht krapffen📖. von 5 und 6 sind die originale in
Eppishausen
. glauben Sie
vererter Herr! nur sicher, dass ich vollkommen überzeugt bin, dass Sie auf alle
fälle besser auswälen werden als irgend ein anderer, was für Ir buch und seinen zwek taugt;
blos der wunsch Inen mühe zu ersparen, konnte mich zum selbst abschreiben
veranlassen; von herzen gerne vertraue ich Inen nicht nur diese, sondern alle bücher und
handschriften die ich besize, an. Ich muss gestehen, dass ich das apographum des
Frauendienstes📖 bei seiner rükkunft nicht mer besahe und die zeichnung von
der krone in dem pakpapier suchte; nun durch Ir schreiben aufmerksam gemacht,
fand ich sie
am angezeigten orte und wiederhole meinen dank dafür. Von Irem
verunglükten schüler sage ich nichts mer, solches unglük schneidet zu tief ins
herz! aber
was Sie mir von Herrn
C.
Orelly
sagen, tat mir nicht weniger wehe. Ein so vorzüglicher gelerter sollte sich
nicht von Liechtstalern dingen lassen, noch weniger aber, wenn er sich schon
solcher erniedrigung unterzogen hat, cum ira et odio gegen die unterdrükten handeln;
er sollte nicht vergessen, dass die kümmerliche
Tigurine
nie
werden wird was
Basel
schon vor
300 iaren war. es tut mir leide,
die durch so viele iare von diesem Manne genärte gute meinung ablegen zu müssen;
aber die sache
ist doch zu offenbar, als dass man nicht kunde davon nemen sollte. Ich habe zu meiner
reise einen reisegefärten bis
Kassel
gehabt,
der hat mir plözlich abgesagt; nun denke ich bis
Cöln
zu wasser zu
gehen und von dort nach
Westphalen
, und
dann an die
Weser
und
Leine
; aber vor
ende dieses monats gehet es nicht los. wo und was soll ich Inen in
Göttingen
ausrichten? geben Sie mir recht viele aufträge, sie sollen auf das
pünktlichste vollzogen werden: kann ich Inen nichts mitbringen? hoffentlich den schon
gedrukten aber bisher noch inclaustrirten
Frydank📖
von
Wilhelm
Grimm
. Ich neme also noch keinen abschied und erwarte weitere nachrichten von
Inen. Professor
Schwab
und Ober Tribunal Procurator
Abel
aus
Stuttgart
haben lezthin einige tage bei mir zugebracht. lezterer will die
bilder aus dem
pariser codex der
Minnesinger📖, als fac simile herausgeben und hat mir einige proben gezeigt,
die gar nicht übel sind; die liebe zu den Hohenstaufen und irer zeit ist bei im
beinahe zur fixen idee geworden, er verwendet einen grossen teil seines
ansenlichen vermögens auf sammlung und erhaltung teutscher
altertümer.
Uhland
arbeitet nun ununterbrochen. an seinem buche über
das teutsche
volkslied📖; soll aber daneben noch ein paar andere sachen auf dem amboss
haben, ich
hoffe in auf meiner durchreise zu sprechen. habe ich Inen denn gesagt, dass ich
von dem 4ten
bande der hagenschen
Minnesinger📖 alles bis mit bogen 56 bekommen habe, her
Nithart📖
ist der lezte, ich denke das wird nun etwa die hälfte des ganzen sein.
ich muss gestehen, dass diese sogenannten Leben der Dichter über
meine erwartung ausgefallen sind: zuweilen macht
H. v. der
Hagen
sichs freilich bequem, so hat er z. b. den ganzen
frauendienst📖, nach der
Tieckschen
auflösung📖, aufgenommen von S. 321 bis 404. aber man siehet auch ganz
genau wo
H. v. der
Hagen
die arbeit anderen überlassen hat. Sollten Sie in meiner abwesenheit
das buch zu
benuzen wünschen; so werde ich es Inen mit vielem vergnügen senden. Indessen
gottbefolen! von Irem ergebensten JvLaßberg.