Eppishaus am 27.
Juny 1834. Hochzuvererender Herr Professor! Mit Freude habe ich gestern abend gelesen, daß meine lezte
Sendung Inen so
willkommen war, und beeile mich hiebei auch die beiden weitern sachen zu
senden, i. e. die
leben der
dichter📖 von
von der
Hagen
, und
der
gabriel v.
Montavel📖, welchem auch noch aus
meiner eigenen
Handschrift, ein apographum, der
Minneburg📖 durch
meister Egen von
Bamberg
, beigebunden ist; vielleicht können sie auch aus diesem gedichte
etwas brauchen; recht gerne hätte ich nun noch meres geschickt;
aber ich fürchtete, es möchte sie zulezt ermüden, wenn ich all zu
starke sendungen mache. Wenn Sie die
geistl.
Artzney und die
Faßtnanchtskrapfen📖 gefälligst wollten abschreiben lassen; so wäre es mir lieb die
gesandten abschriften wieder zurück zu erhalten; denn ich komme iezt nur
mer mit mühe und anstrengung daran, etwas zum zweiten mal
abzuschreiben. Ich hoffe in drei wochen wieder von meiner reise nach
Niederdeutschland
zurückzukommen und meine weinlese selbst zu halten; in 14
tagen denke
ich abzugehen; wenn Sie mir also einige probebogen von Irem
Lesebuch📖 mit geben wollen, um sie in
Göttingen
abzugeben; so bitte ich sie nicht zu versiegeln, damit post- und maut- beamte sich nicht
darein zu mischen haben. Ich erhalte eben
einen brief von herrn ober tribunal procurator
Abel
aus
Stuttgart
, nebst einem an in geschriebenen von herrn Professor
von der
Hagen
.
Abel
hatte in
Paris
die bilder aus dem
sogenannten
Manessischen Codex abgezeichnet und
ist wirk lich daran sie in colorirtem steindruke zu geben, 18 stüke
sind schon
fertig; dies erfur nun herr
von der
Hagen
und schreibt iezt an
Abel
:
er wünscht mit
ime rüksichtlich derbilder eine vereinbarung zu treffen; indem er gesinnt
seie dieselben ebenfalls, mit einem texte heraus zu geben, welcher ein
auszug aus den dichterleben sein würde. meint H.
von der
Hagen
im ernste,
Abel
werde eine schon angefangene edition im zu liebe /: den er gar nicht kennet; sonst würde
ers noch weniger tun :/ auf geben; so ist er warlich ein einfältiger mann; verstehet
er aber unter der vereinbarung der bilder, dass sie sich ausschliessend mit seiner werten
person
vereinbaren sollen; so ist er vollends nicht klug.
Abel
hat mir nun die sache zur entscheidung heimgestellt, was mir gerade
nicht viel
freude macht; denn auf einer seite wünsche ich schon lange daß die fraglichen
bilder einmal zusammen herauskommen möchten; auf der an dern seite ist
herr
von der
Hagen
gar nicht der mann dazu die archaeologische seite dieser
aufgabe zu lösen. ich denke sonst wol durchaus: wenn das gute nur
geschiehet, gleich viel durch wen; aber ich fürchte hier ist von ime wol
nichts gutes zu erwarten. In den dichterleben schien mir
unzweifelhaft, dass die anmerkungen zum
Ulrich von
Lichten stein
von einem Österreicher /: Kopitar :/ oder steiermärker /: Kalchberg
:/ herkommen
müssen. Die so stark divergierenden taxationen der
Basler
kunst sammelung habe ich in der zeitung gelesen. soweit sie mir, obschon flüchtig,
in in
verschiedenen malen bekannt wurde, scheint mir dass der Basler taxator dieselbe
näher an
einen kaufwert gestellt habe als der
Zürcher
Fuessly
. es ist eben so ver ächtlich, als gemein boshaft, wie man die
Basler
an einem
langsamen feuer bratet.
W. Grimms
Frydanck📖 ist noch nicht ausgegeben;
Müllers
ab druk aus
einer schönen Handschrift ist strozend von felern; in den drei ersten bänden
des
Liedersaales📖 stehet mer als die hälfte von
Fry gedank📖,
meine handschrift ist von 1312, gehört also zu den
ältesten codices des
Freidanks📖; soll ich Inen den
Liedersaal📖 senden? Sie werden ia doch nur einzelnes in Ir
lesebuch📖
aufnehmen. Ich
erwarte vor meiner abreise noch einen brief von Inen, vielleicht auch einen nach
Göttingen
; man findet so leicht ein par stunden bei früherm
aufstehen oder späterem niederliegen. Leben Sie wol! Ich wags, mit got! Ir
ergebenster
JvLaßberg.
Wenn die
Bibliotheke verkauft wird; so kauffen Sie mir ia: daz
buoch von Sante Martinen📖 einer magede niagede die ainlif marter litt. ich
gebe von 20 bis 30 Louis d'ors dafür, das buch sollte wieder nach
Schwaben
, wo es
zu hause ist, auf der insel
Mayenau
wurde es
gedichtet und zu
Constanz
wurde es
geschrieben durch
Conrad von S.
Gallen
.