134. Eppishausen am 3
August 1836. Was muß ich hoeren 1 gestern abends kam herr
Diaconus Pupikofer
zu mir, und sagte mir, daß Sie mich diesen kommenden herbst noch
besuchen würden, wenn ich Inen durch einige zeilen dazu anlaß gaebe. ach lieber mann!
was könnte mir lieberes geschehen, als der besuch eines mannes den ich von
ganzem herzen hochschäze und dem ich dank schuldig bin, daß er mich
hervorgezogen hat in seinem guten,
schönen
buche, indem
er mich zu den guten Schwaben📖 zälte. aber iezt kömmt ein schweres kapitel! ich
soll mich bei Inen entschuldigen, daß ich auf die Dedication nicht
geantwortet habe, daß ich dafür nicht gedankt habe. es ist eine ganz eigene
sache, die bisher nicht ieder begriffen und verstanden hat, daß ich ein solcher
homo inglorius bin, dem es von natur aus widerig ist, ins publicum zu
gehen, dem die ieztlebende welt so gleichgiltig ist, daß er täglich sagt und
wünscht: oblitus eorum, obliviscendus et illis! Nemen Sie es mir
doch nicht übel, wenn ich daher sage, daß mir die zueignung Ihres
buches, so ser es mir übrigens gefallen hat, gar keine freude machte;
aber glauben Sie vest, daß ich Inen iezt, wo der ärger vorüber
ist, doch aus dem herzen dank dafür habe. alles das kam in eine zeit, wo mich die häußlichen
sorgen umgaben: kommen Sie zu mir; so treffen Sie in litterariis nichts
neues an; aber ein par zwillinge
Hildegund
und
Hildegard
, welche mir mein geliebtes
weib
im lezten frülinge brachte, hübsche gesunde fröliche kinder, die uns alle tage
freude machen, weil sie wirklich mit 20 wochen schon mer sind, als andere
kinder mit 40. Es wäre wirklich zu spät Inen iezt erst die grüße der
beiden
Grimme
auszurichten, die ich auf meiner hochzeits reise in
Göttingen
besuchte; aber es muß Inen genug sein zu wissen, daß Sie da in gutem
angedenken stehen. auch der gute alte
Benecke
hat Sie nicht
vergessen. ich brachte einige ser vergnügte tage in
Göttingen
zu, noch mer wären
sie es gewesen, wenn der gute
Willhelm
Grimm
nicht kränkelte. Sie haben wol von H.
Pupikofer
gehört, daß ich am 9ten may das unglük gehabt habe durch einen sturz aus
dem wagen so
beschädiget zu werden, daß ich noch an krüken gehen muß. morgen reise ich
in das bad nach
Baden
, um mich da
vollends aus
zu heilen. gott gebe seine gnade dazu! aber das soll Sie nicht abhalten zu mir
zu kommen, mein herz gehet nicht an krüken, und bis ende
dieses monats bin ich wieder zu hause, nämlich von
Baden
im
Aargau
, dem alten
castellum thermarum. Ich wollte Inen herzlich gerne mer schreiben; aber
meine frau 
manet mich einzupaken; machen Sie uns also auf den herbst
die freude
Ires besuches und seien Sie des herzlichsten empfanges ver sichert, von
Irem ergebenen Joseph v. Laßberg.