Original Text
Hochgeehrter Herr
Baron, diese
wenigen Zeilen sollen Sie nur benachrichtigen, dass ich in der
künftigen Woche (wahrscheinlich schon am Dienstag) von Ihrer gütigen
Erlaubniss Gebrauch zu machen und bei Ihnen „in gastes wise" einzusprechen gedenke. ich
mache Ihnen
diese Anzeige so spät, weil ich bis auf den heutigen Tag fürchten muste,
die Nachwehen einer unwillkomme nen Krankheit, die mich sechs Wochen lang ans Haus
und ans Bett
gefesselt hat, würden mir jede, selbst die kleinste
Hochzeitreise unmöglich machen. Der liebe Gott hat mir aber darüber weggeholfen, so dass mir
nun auch die
Freude nicht entgehen wird, in diesen meinen schönsten Tagen
Sie zu besuchen.
Meine
Braut
und mich selbst Ihrem und Ihrer verehr ten
Frau Gemahlinn
geneigtem Wohlwollen angelegent lich empfehlend,
bin ich in Erwartung eines heitern Wiedersehens Ihr ganz ergebener gez: Wilh. Wackernagel Dr. (bei
Prof. Bluntschli
zum Steinböckli) Zürich 11/10/37.
Normalisierter Text
Hochgeehrter Herr Baron, diese wenigen Zeilen sollen Sie nur benachrichtigen,
dass ich in der künftigen Woche (wahrscheinlich schon am Dienstag) von Ihrer
gütigen Erlaubnis Gebrauch zu machen und bei Ihnen „in gastesweise"
einzusprechen gedenke. Ich mache Ihnen diese Anzeige so spät, weil ich bis auf
den heutigen Tag fürchten musste, die Nachwehen einer unwillkommenen Krankheit,
die mich sechs Wochen lang ans Haus und ans Bett gefesselt hat, würden mir jede,
selbst die kleinste Hochzeitreise unmöglich machen. Der liebe Gott hat mir aber
darüber weggeholfen, so dass mir nun auch die Freude nicht entgehen wird, in
diesen meinen schönsten Tagen Sie zu besuchen. Meine Braut und mich selbst Ihrem
und Ihrer verehrten Frau Gemahlin geneigtem Wohlwollen angelegentlich
empfehlend, bin ich in Erwartung eines heiteren Wiedersehens Ihr ganz ergebener
gez: Wilh. Wackernagel Dr. (bei Prof. Bluntschli zum Steinböckli) Zürich,
11/10/37.
Translation
Highly esteemed Baron, These few lines are merely to inform you that I intend to
take advantage of your kind permission and visit you "as a guest" in the coming
week (probably as early as Tuesday). I am notifying you of this so late because,
until today, I had to fear the aftereffects of an unwelcome illness that has
confined me to the house and bed for six weeks, which would have made even the
smallest honeymoon impossible. However, the dear God has helped me overcome
this, so that I will not miss the joy of visiting you during these, my happiest
days. Recommending myself and my bride to your and your esteemed wife's
benevolent goodwill, I remain in anticipation of a joyful reunion. Yours
sincerely, Signed: Wilh. Wackernagel Dr. (at Prof. Bluntschli's at Steinböckli)
Zurich 11/10/37.