Brief von Wilhelm Wackernagel an Joseph von Laßberg (30.11.1837).

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Metadata

Signatur: Basel, Staatsarchiv des Kantons Basel-Stadt,

Registernummer (Laßberg):

Registernummer (Harris): 2590

Gedruck in:

Original Text

Basel 30 Nov. 37. Hochverehrter Herr Baron, Ihrer Erlaubniss gemäss habe ich nachgefragt ob die Beyelsche BuchhandlungGND Icon Druck und Verlag des Weingartner Codes als vierten Bandes des Liedersaals📖 übernehmen wollte. Die Antwort ist, wie ich es nicht anders voraussetzen durfte, ein freudiges ja gewesen. "Auch die Litrographien" schreibt mir mein SchwagerGND Icon "wollen wir auf uns nehmen, wenn sie nicht gar zu zahl reich seyn müssen; im letztern Fall wenigstens theilweise". ich habe über das Buch selbst und über Ihre Bedingungen gesagt was ich zu sagen wusste, so dass, glaube ich, damit der Druck alsbald beginnen könne, nun nichts mehr fehlt als das Manuscript und die näheren Anweisungen von Ihrer Seite. Quod felix faustum sit! Und wie geht es in Ihrem nun bald veroedeten Schlosse? wie Ihnen und Ihrer verehrten Frau GemahlinnGND Icon und den lieblichen Kindern? Uns hier geht es ganz wohl, und gienge es noch besser, wenn ich nicht um mich ganz zu erholen auf Befehl des Arztes, faulenzen und bloss vegetieren müste. Dass unter andern GöttingerWIKIDATA Icon Professoren auch die Brüder GrimmGND Icon eine Verwahrung gegen den von Ernst AugustGND Icon vorgeschriebenen neuen Eid unterzeichnet d.h. dass sie Ruhe und Erdenglück muthig auf die Wage gesetzt haben (denn wie leicht können die übrigen Beamten sie feige im stich lassen?) das wird Ihnen keine neue Nachricht seyn, ich bin dieser braven Menschen wegen in ernstlicher Unruhe. Gott wende es zum besten. Für den Hugo von Montfort📖 würde ich Ihnen danken müssen, auch wenn ich ihn nicht so schön für das Lesebuch📖 brauchen könnte: solche Freude habe ich an diesem merkwürdigen dreydraethigen Gewebe von Minne-Meister- und Volksgesang gehabt. Leben Sie wohl, und bewahren Sie mir Ihre freundliche Gewogenheit. Sammt meinem lieben Weibe Ihnen und Ihrer Frau GemahlinnGND Icon mich auf das angelegentlichste empfehlend. Ihr staets ergebener Wilh. Wackernagel Dr.

Normalisierter Text

Basel, 30. Nov. 37. Hochverehrter Herr Baron, Ihrer Erlaubnis gemäß habe ich nachgefragt, ob die Beyersche Buchhandlung Druck und Verlag des Weingartner Codes als vierten Bandes des Liedersaals übernehmen wollte. Die Antwort ist, wie ich es nicht anders voraussetzen durfte, ein freudiges Ja gewesen. "Auch die Lithographien," schreibt mir mein Schwager, "wollen wir auf uns nehmen, wenn sie nicht gar zu zahlreich sein müssen; im letzteren Fall wenigstens teilweise." Ich habe über das Buch selbst und über Ihre Bedingungen gesagt, was ich zu sagen wusste, so dass, glaube ich, damit der Druck alsbald beginnen könne, nun nichts mehr fehlt als das Manuskript und die näheren Anweisungen von Ihrer Seite. Quod felix faustum sit! Und wie geht es in Ihrem nun bald verödeten Schloss? Wie Ihnen und Ihrer verehrten Frau Gemahlin und den lieblichen Kindern? Uns hier geht es ganz wohl, und ginge es noch besser, wenn ich nicht, um mich ganz zu erholen, auf Befehl des Arztes faulenzen und bloß vegetieren müsste. Dass unter anderen Göttinger Professoren auch die Brüder Grimm eine Verwahrung gegen den von Ernst August vorgeschriebenen neuen Eid unterzeichnet haben, d.h., dass sie Ruhe und Erdenglück mutig auf die Waage gesetzt haben (denn wie leicht können die übrigen Beamten sie feige im Stich lassen?), das wird Ihnen keine neue Nachricht sein, ich bin dieser braven Menschen wegen in ernstlicher Unruhe. Gott wende es zum Besten. Für den Hugo von Montfort würde ich Ihnen danken müssen, auch wenn ich ihn nicht so schön für das Lesebuch brauchen könnte: solche Freude habe ich an diesem merkwürdigen dreidrähtigen Gewebe von Minne-Meister- und Volksgesang gehabt. Leben Sie wohl, und bewahren Sie mir Ihre freundliche Gewogenheit. Samt meinem lieben Weibe Ihnen und Ihrer Frau Gemahlin mich auf das Angelegentlichste empfehlend. Ihr stets ergebener Wilh. Wackernagel Dr.

Translation

Basel, 30 Nov. 37. Highly esteemed Baron, With your permission, I inquired whether the Beyel Bookstore would be willing to take on the printing and publishing of the Weingartner Codes as the fourth volume of the Liedersaal. The answer was, as I could not have assumed otherwise, a joyful yes. "We will also undertake the lithographs," writes my brother-in-law, "if they do not have to be too numerous; at least partially in the latter case." I have said what I knew to say about the book itself and about your terms, so that, I believe, the printing can soon begin, now nothing is missing but the manuscript and further instructions from your side. Quod felix faustum sit! And how is it going in your soon-to-be deserted castle? How are you, your esteemed wife, and the lovely children? We are quite well here, and it would be even better if I, to fully recover, didn't have to laze around and merely vegetate on the doctor's orders. That among other Göttingen professors, the Brothers Grimm also signed a protest against the new oath prescribed by Ernst August, i.e., that they have courageously risked peace and earthly happiness (as how easily other officials can cowardly abandon them?), this will not be new news to you, I am in earnest concern for these good people. May God turn it for the best. For Hugo von Montfort, I must thank you, even if I could not use him so beautifully for the reading book: such joy I have had in this remarkable threefold fabric of minnesinger and folk song. Farewell, and maintain your friendly favor towards me. Together with my dear wife, I most earnestly commend myself to you and your esteemed wife. Yours sincerely, Wilh. Wackernagel Dr.