Basel 30 Nov. 37.
Hochverehrter
Herr Baron, Ihrer Erlaubniss gemäss habe ich nachgefragt ob die
Beyelsche
Buchhandlung
Druck und Verlag des
Weingartner
Codes als vierten Bandes des
Liedersaals📖 übernehmen wollte. Die Antwort ist, wie ich es nicht anders
voraussetzen durfte, ein freudiges ja gewesen. "Auch die Litrographien" schreibt mir
mein
Schwager
"wollen wir auf uns nehmen, wenn sie nicht gar zu zahl reich
seyn müssen; im letztern Fall wenigstens theilweise". ich habe über das Buch selbst und
über Ihre Bedingungen gesagt was ich zu sagen wusste, so dass,
glaube ich, damit der Druck alsbald beginnen könne, nun nichts mehr
fehlt als das
Manuscript und die näheren
Anweisungen von Ihrer Seite. Quod felix faustum sit! Und wie geht es
in Ihrem nun bald veroedeten Schlosse? wie Ihnen und Ihrer
verehrten Frau
Gemahlinn
und den lieblichen Kindern? Uns hier geht es
ganz wohl, und gienge es noch besser, wenn ich nicht um mich ganz zu
erholen auf Befehl des Arztes, faulenzen und bloss vegetieren
müste. Dass unter andern
Göttinger
Professoren auch die Brüder
Grimm
eine Verwahrung gegen den von
Ernst
August
vorgeschriebenen neuen Eid unterzeichnet d.h. dass sie Ruhe und Erdenglück muthig
auf die Wage
gesetzt haben (denn wie leicht können die übrigen Beamten sie feige im stich
lassen?) das wird Ihnen keine neue Nachricht seyn, ich bin
dieser braven Menschen wegen in ernstlicher Unruhe. Gott wende es zum
besten. Für den
Hugo von
Montfort📖 würde ich Ihnen danken müssen, auch wenn ich ihn nicht
so schön für das
Lesebuch📖
brauchen könnte: solche Freude habe ich an diesem merkwürdigen
dreydraethigen Gewebe von Minne-Meister- und Volksgesang gehabt. Leben Sie wohl,
und bewahren Sie mir Ihre freundliche Gewogenheit. Sammt meinem
lieben Weibe Ihnen und Ihrer Frau
Gemahlinn
mich auf das angelegentlichste empfehlend. Ihr staets
ergebener Wilh. Wackernagel Dr.