Original Text
Eppishausen am 27
May 1838. Verertester Herr Professor! Als ich vorgestern abends durch die post ein paket von
unserm lieben
Jacob
Grimm
erhielt, freute ich mich doppelt darinne auch etwas für Sie
zu finden, einmal über die freude die Sie haben würden ob dem inhalte des buches
und dann, dass
ich nun auch etwas an Sie zu senden bekam, als eine kleine erwiederung der
reichen sendung mit welcher Sie mich vor kurzem erfreuten. Durch die zuschrift dieses auf alle
weise merkwürdigen buches eret mich unser guter
Jacob
mer, als ich ie verdienen kann, und dies mal muss ich gestehen, dass ich, beim
lesen der zwei
zeilen hinter dem titelblatte, wirklich eine gewisse wärme in meiner brust
aufsteigen fülte, die sich sogar über meine 69iärigen wangen verbreitete; aber eine wenig
erfreuliche nachricht giebt mir unser teurer freund. "warscheinlich werden wir
noch diesen sommer nach
Leipzig
ziehen, um
wenigstens beisamen zu sein". so schreibt er, und da bleibt mir denn wenig
hofnung in
und
Wilhelm
,
vor meiner lezten reise in das unbekannte land, noch einmal zu sehen. Am 10 dieses
überraschte der alte
Hugo
aus
Göttingen
unsern
Jacob
,
Wilhelm
und
Dörtchen
mitbringend, in
Cassel
wo er das 50te iaresfest seines iuristischen Doctorates mit im
feierte.
Jacob
gratulirte im dazu auf einem grossen Doctorbogen in ser rürenden ausdrüken, den er mir
beischloss. Heute habe ich nicht zeit mer zu schreiben; denn morgen frühe soll ein grosses
schif voll kisten nach der alten
Meersburg
unter
segel gehen; da habe ich denn den ganzen tag noch zu schreiben, zu paken und zu
bestellen; also gott befolen und von uns allen mit Irer ehelichen wirtinne freundlichst
gegrüsst. In sichtbarer eile und mit emem steifen daumen Ir ergebenster
JvLaßberg.
Normalisierter Text
Eppishausen am 27. Mai 1838. Verehrter Herr Professor! Als ich vorgestern abends
durch die Post ein Paket von unserem lieben Jacob Grimm erhielt, freute ich mich
doppelt, darin auch etwas für Sie zu finden, einmal über die Freude, die Sie
haben würden ob dem Inhalte des Buches und dann, dass ich nun auch etwas an Sie
zu senden bekam, als eine kleine Erwiderung der reichen Sendung, mit welcher Sie
mich vor kurzem erfreuten. Durch die Zuschrift dieses auf alle Weise
merkwürdigen Buches ehrt mich unser guter Jacob mehr, als ich je verdienen kann,
und diesmal muss ich gestehen, dass ich, beim Lesen der zwei Zeilen hinter dem
Titelblatt, wirklich eine gewisse Wärme in meiner Brust aufsteigen fühlte, die
sich sogar über meine 69-jährigen Wangen verbreitete; aber eine wenig
erfreuliche Nachricht gibt mir unser teurer Freund. "Wahrscheinlich werden wir
noch diesen Sommer nach Leipzig ziehen, um wenigstens beisammen zu sein", so
schreibt er, und da bleibt mir denn wenig Hoffnung, ihn und Wilhelm, vor meiner
letzten Reise in das unbekannte Land, noch einmal zu sehen. Am 10. dieses
überraschte der alte Hugo aus Göttingen unseren Jacob, Wilhelm und Dörtchen
mitbringend, in Kassel, wo er das 50. Jahresfest seines juristischen Doktorates
mit ihm feierte. Jacob gratulierte ihm dazu auf einem großen Doktorbogen in sehr
rührenden Ausdrücken, den er mir beischloss. Heute habe ich nicht Zeit, mehr zu
schreiben; denn morgen Früh soll ein großes Schiff voll Kisten nach der alten
Meersburg unter Segel gehen; da habe ich denn den ganzen Tag noch zu schreiben,
zu packen und zu bestellen; also Gott befohlen und von uns allen mit Ihrer
ehelichen Wirtin freundlichst gegrüßt. In sichtbarer Eile und mit einem steifen
Daumen Ihr Ergebenster JvLaßberg.
Translation
Eppishausen, May 27, 1838. Honored Professor! When I received a package from our
dear Jacob Grimm the evening before last by post, I was doubly delighted to find
something for you as well, firstly over the joy you would have in the contents
of the book, and then that I now also received something to send to you, as a
small return for the generous shipment with which you recently delighted me.
Through the dedication of this in every way remarkable book, our good Jacob
honors me more than I can ever deserve, and this time I must confess that, upon
reading the two lines behind the title page, I indeed felt a certain warmth
rising in my chest, which even spread to my 69-year-old cheeks. But our dear
friend gives me a somewhat less pleasant news: "probably we will still move to
Leipzig this summer, at least to be together." he writes, and thus little hope
remains for me to see him and Wilhelm once more before my last journey to the
unknown land. On the 10th, the old Hugo from Göttingen surprised our Jacob,
bringing Wilhelm and Dörtchen with him, in Kassel where he celebrated the 50th
anniversary of his legal Doctorate. Jacob congratulated him on a large doctorate
sheet in very touching expressions, which he enclosed for me. Today I do not
have time to write more; for early tomorrow, a large ship full of crates is to
set sail to the old Meersburg; for that, I have the entire day to write, pack,
and arrange. So, may God keep you and friendly regards from all of us to your
hospitable spouse. In visible haste and with a stiff thumb, Your devoted
JvLaßberg.