Brief von Wilhelm Wackernagel an Joseph von Laßberg (Unbekannt).

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Metadata

Signatur: Basel, Staatsarchiv des Kantons Basel-Stadt,

Registernummer (Laßberg):

Registernummer (Harris): 2516

Gedruck in:

Original Text

Hochverehrter Herr Baron, meine ergebensten und herzlichsten Glückwünsche zu dem neuen schoenen Leben das in der Villa EpponisWIKIDATA Icon, lange genug einem "armen Kloesterlein", begonnen hat. Die Nachricht hat mich um so mehr erfreut, als sie mir ganz und gar unerwartet kam: ich bin seit Jahr und Tag ohne Brief aus GöttingenWIKIDATA Icon. Darf ich Sie bitten mich der Gnade Ihrer Frau GemahlinGND Icon gehorsamst zu empfehlen? Nehmen Sie das altdeutsche Lesebuch📖 ohne Zürnen an: betrachten Sie es als einen Versuch mich für so viel Güte einigermassen dankbar zu erweisen; nehmen Sie es, wenn Sie wollen, auch für ein Hochzeitsgeschenk. ich wusste mich nicht auf bessere Weise erkennt lich zu zeigen, und wollte is doch gerne irgendwie thun. Endlich kommen nun auch die vielen Bücher, die ich so lange habe hier behalten dürfen, zu ihrem Herrn zurück; mit ihnen einige andre, die Ihnen auch schon laengst gehoeren, von LachmannGND Icon und HoffmannGND Icon (mochten Sie so gütig seyn das andre Exemplar der Fragmenta theotisca nach S. GallenWIKIDATA Icon zu befördern?) so wie eine kürzlich von Prof. HagenbachGND Icon und mir herausgegebene Sammlung neuerer Gedichte, die den Armen im Gebirge bereits tausend Franken eingetragen hat und, so Gott will, noch mehr eintragen wird. jenen Studenten, von dessen Unglück ich Ihnen vor bald einem Jahr geschrieben, habe ich seit dem December, wo ich ihn aus einer Heilanstalt im BadischenWIKIDATA Icon abgeholt, wieder hier, er ist so gut wie hergestellt, nur dass ich immer noch der Einzige bin zu dem er Zutrauen besitzt (den Eltern ist er entfremdet, zum Theil nicht ohne ihre Schuld); er studiert und dichtet dass es eine Freude ist. ich weiss nicht ob ich auch für den zweyten Band, dessen Druck unverzüglich beginnen soll, ebenso förderliche Unterstützung von Ihrer Güte erwarten darf. Wenn ich nur recht bald erführe wie Sie mit dem ersten zufrieden sind. gönnen Sie mir darüber einige freund liche Zeilen. Mit Widerholung meiner Bitten und Wünsche Ihr gehorsamst ergebener Wilh. Wackernagel Dr.

Normalisierter Text

Hochverehrter Herr Baron, meine ergebensten und herzlichsten Glückwünsche zu dem neuen schönen Leben, das in der Villa Epponis, lange genug einem "armen Klösterlein", begonnen hat. Die Nachricht hat mich umso mehr erfreut, als sie mir ganz und gar unerwartet kam: ich bin seit Jahr und Tag ohne Brief aus Göttingen. Darf ich Sie bitten, mich der Gnade Ihrer Frau Gemahlin gehorsamst zu empfehlen? Nehmen Sie das altdeutsche Lesebuch ohne Zürnen an: betrachten Sie es als einen Versuch, mich für so viel Güte einigermaßen dankbar zu erweisen; nehmen Sie es, wenn Sie wollen, auch für ein Hochzeitsgeschenk. Ich wusste mich nicht auf bessere Weise erkenntlich zu zeigen, und wollte es doch gerne irgendwie tun. Endlich kommen nun auch die vielen Bücher, die ich so lange habe hier behalten dürfen, zu ihrem Herrn zurück; mit ihnen einige andere, die Ihnen auch schon längst gehören, von Lachmann und Hoffmann (möchten Sie so gütig sein das andere Exemplar der Fragmenta theotisca nach S. Gallen zu befördern?) sowie eine kürzlich von Prof. Hagenbach und mir herausgegebene Sammlung neuerer Gedichte, die den Armen im Gebirge bereits tausend Franken eingetragen hat und, so Gott will, noch mehr eintragen wird. Jenen Studenten, von dessen Unglück ich Ihnen vor bald einem Jahr geschrieben, habe ich seit dem Dezember, wo ich ihn aus einer Heilanstalt im Badischen abgeholt, wieder hier, er ist so gut wie hergestellt, nur dass ich immer noch der Einzige bin, zu dem er Vertrauen besitzt (den Eltern ist er entfremdet, zum Teil nicht ohne ihre Schuld); er studiert und dichtet, dass es eine Freude ist. Ich weiß nicht, ob ich auch für den zweiten Band, dessen Druck unverzüglich beginnen soll, ebenso förderliche Unterstützung von Ihrer Güte erwarten darf. Wenn ich nur recht bald erführe, wie Sie mit dem ersten zufrieden sind. Gönnen Sie mir darüber einige freundliche Zeilen. Mit Wiederholung meiner Bitten und Wünsche Ihr gehorsamst ergebener Wilh. Wackernagel Dr.

Translation

Highly esteemed Baron, My most devoted and heartfelt congratulations on the new beautiful life that has begun in Villa Epponis, which was long enough a "poor little cloister." The news delighted me all the more as it came to me completely unexpectedly: I have been without a letter from Göttingen for quite some time. May I kindly ask you to present my respects to your gracious wife? Please accept the old German reading book without anger: consider it an attempt to show some gratitude for so much kindness; accept it, if you wish, also as a wedding gift. I couldn't think of a better way to express my gratitude, and I nevertheless wanted to do so in some way. Finally, the many books, which I have had the privilege of keeping here for so long, are returning to their owner; among them are some others that have long belonged to you, from Lachmann and Hoffmann (would you be so kind as to forward the other copy of the Fragmenta theotisca to S. Gallen?) as well as a recently published collection of newer poems by Prof. Hagenbach and myself, which has already earned the poor in the mountains a thousand francs and, God willing, will earn even more. I have had that student, whose misfortune I wrote to you about almost a year ago, with me again since December when I picked him up from a sanatorium in Baden; he is virtually recovered, although I am still the only one he trusts (he is estranged from his parents, not entirely without their fault); he studies and writes poetry that brings joy. I do not know if I can expect equally favorable support from your kindness for the second volume, whose printing is to begin immediately. If only I could soon learn how satisfied you are with the first one. Allow me a few kind lines about it. With a repetition of my requests and wishes, Your most obediently devoted, Wilh. Wackernagel Dr.