Basel. 22. viii.
37. Sehr
verehrter Herr Baron, die freundlichen Vorwürfe die Sie mir durch den
jungen Ammann
haben machen lassen, haben den schmerzlichen Verdruss womit ich
vor einigen Wochen gar nicht weit von
Ihrem Schlosse
vorüberreisen muste, verdoppelt in mir aufgefrischt. ich reiste von
Zürich
aus mit
meiner
Braut
in die
appenzellischen
Baeder; es war von Anfang an unser Plan auf dem Heim wege bei Ihnen
anzuklopfen: da kam schlechtes Wetter; diehs und die Ungeduld unsers Begleiters,
ohne den wir doch nicht reisen konnten, des
Bruders
meiner Braut
, trieben uns auf dem kürzesten Wege wieder heim. Und wie gern hätte ich Sie
noch einmal in
Eppishausen
gesehen, wie gern Ihre Frau
Gemahlinn
und die
Kindlein
begrüsst, wie gern Ihnen auch das Glück meines Lebens
vorgestellt! ich habe schon an jenem boesen Regentage darauf gedacht,
wann und wie ich mich wohl für diesen Verlust ent schaedigen
könnte, und da ist mir der Wunsch gekommen etwa auf meiner
Hochzeitreise d. h. gegen die Mitte October das Versäumte nachzu holen. zuholen: Zwar liegt
Eppishausen
eben
nicht in der Richtung von
Zürich
nach
Basel
: aber ich hoffe, wir werden wohl zu einem solchen Umwege hinreichende
Zeit finden. Nun ist meine Bitte dass Sie, sehr verehrter Herr Baron, mit der Rücksichtlosigkeit
die ich von
Ihrem Wohlwollen erwarte, mich bescheiden moegen ob Ihnen zu der Zeit mein
oder vielmehr unser Besuch noch gelegen kaeme? Lassen Sie mich
dieser bittenden Frage gleich noch eine zweyte hinzufügen. Es wird
an einer
zweyten
Ausgabe meines Altd. Leseb.📖 gedruckt. Die erste war Ihnen zugeeignet, Sie wissen aus
welcher Gesinnung, aber ich weiss auch Ihnen zu welchem Verdruss. Soll ich nun wirklich bei
dem neuen Druck dieses mir sehr liebe und werthe Dedicationsblatt fortlassen? oder darf ich
die Zueignung widerholen, ohne dass ich fürchten muss Ihnen damit noch einmal und noch mehr zu
missfallen? ich frage und bitte. Welches war,
damit ich jenen zwey bedeutenderen Fragen endlich noch eine drite
minder bedeutende, hinzufüge, der Vorname der Hätzlerinn?
Clara
oder wie? ich finde ihn verschiedentlich an gegeben. Halb mit Furcht,
halb mit Freude, gewiss aber auch mit treuester Ergebenheit meines
Herzens seste ich Ihrer geneigten Antwort entgegen. Ihrer Frau
Gemahlinn
meine ergebensten Empfehlungen, Ihnen die
aufrichtige Versicherung unwandelbarer Hochachtung. Wilh. Wackernagel
Dr.